Der Blick über die Weite der Savanne weckt die Erinnerung an eine Szene wie aus dem Film „Jenseits von Afrika“. Hunderte Büffel zogen in langer Reihe aus der Ferne heran, von einem rätselhaften Instinkt in Marsch gesetzt und zielgenau zum Wasserloch geleitet. Sie tranken und drängelten und gerieten mit ihren mächtigen Hörnern krachend aneinander; dumpfes Gebrüll füllte die Luft. Nach einer Stunde rückten sie wieder ab und verschwanden im Hitzedunst am Horizont. Der Logenplatz für dieses unvergessliche Schauspiel war eine Safari-Lodge im Tsavo-Nationalpark. Damals galt Kenia als „die Schweiz Afrikas“, ein blühendes Urlaubsland mit faszinierender Tierwelt und mit Traumstränden am Indischen Ozean. Vierzig Jahre später ist die Lodge verwaist; wo einst das Wasserloch war, bleichen Tierskelette im glutheißen Sand. Ethnische Konflikte, islamistischer Terror und korrupte Regierungen haben Kenia in die Krise gestürzt. Dazu trifft der Klimawandel das Land nun mit voller Wucht. Seit Jahren hat es nicht mehr genug geregnet; ganz Ostafrika leidet unter einer katastrophalen Dürre. Die Ernten vertrocknen, das Vieh verendet – und alle fünf Sekunden verhungert ein Kind.
Die Welthungerhilfe hat früh vor der drohenden Katastrophe gewarnt. „Es ist ein Skandal, wie gleichgültig die Welt angesichts solcher Not reagiert“, sagt Till Wahnbaeck, der Vorstandschef der Welthungerhilfe. „Die UNO braucht vier Milliarden Euro, um in Ostafrika das Schlimmste zu verhindern. Aber nicht einmal ein Viertel der Summe hat die internationale Gemeinschaft bisher bereitgestellt!“
Die Welthungerhilfe verteilt in den betroffenen Regionen Trinkwasser, Lebensmittel und Babynahrung. Das rettet akut bedrohtes Leben – aber daneben gilt es, die Menschen langfristig gegen die Dürre zu rüsten: mit sparsameren Bewässerungsmethoden, mit moderner, intelligenter Brunnentechnik und mit widerstandsfähigem Saatgut.
Sauma Makau tritt auf die Fußpumpe, um das Gemüsefeld zu bewässern. Ein Schlauch gibt das kostbare Nass tröpfchenweise an die Pflanzen ab. Planen schützen Spinat und Salat vor der sengenden Sonne. Bei Ilatu im Zentrum von Kenia haben sich 30 Frauen zum Verein „Mütter für Mütter“ zusammengeschlossen. Unter Anleitung der Welthungerhilfe haben sie ein großes Wasserreservoir gegraben, Gemeinschaftsfelder angelegt und einen Sparclub gegründet: ein Pilotprojekt, dem bald weitere folgen sollen. „Unsere Erträge reichen trotz der Dürre aus, um unsere Kinder zu ernähren“, sagt Sauma stolz.
Möglich werden solche Projekte auch dank der Spenden aus Deutschland. Die Hamburger Verlegerin Gudrun Bauer (Bauer Media Group) unterstützt die Arbeit der Welthungerhilfe seit vielen Jahren. Dabei entscheidet sie stets selbst vor Ort, wo, wie und wem sie helfen will. Bei ihrer letzten Reise nach Kenia konnte sie sich überzeugen, dass ihr bisher größtes Projekt auf einem guten Weg ist. „Skill up!“ bietet arbeitslosen Jugendlichen in dem Entwicklungsland eine Berufsausbildung, finanziert mit mehreren Millionen Euro von Gudrun Bauer. „Wir wollen Heranwachsende fit machen für eine Zukunft und ein Leben in Würde im eigenen Land“, sagt sie.
Joseph Mtoto hat es schon geschafft. Der 19-Jährige ist in Kibera, dem größten Slum Kenias, aufgewachsen. Eine Million Menschen hausen in Verschlägen am Rand der Hauptstadt Nairobi, ohne Arbeit, ohne Wasser und Strom, ohne Hoffnung. Joseph war einer der ersten Azubis von „Skill up!“; er ist Elektriker, hat einen festen Job und eine eigene Wohnung außerhalb von Kibera. „Die Hilfe aus Deutschland hat mich gerettet“, sagt er und drückt Gudrun Bauer die Hand.